„Ob es denn nicht bald wieder losgehen wird?“ warf einer der Generäle hin.
„Hm,“ meinte der andere, „den nächsten Krieg werden wir mit Rußland haben, denk’ ich.“
„Muß es denn immer einen nächsten Krieg geben?“ warf ich dazwischen, aber niemand achtete darauf.
„Eher mit Italien,“ versicherte mein Vater. „Wir müssen doch unsere Lombardei zurückbekommen … So einen Einmarsch in Mailand, wie im Jahre 49 mit Vater Radetzky an der Spitze – das wollte ich doch noch erleben. Es war an einem sonnigen Vormittag –“
„Ach, die Geschichte vom Einmarsch in Mailand kennen wir alle,“ unterbrach ich.
„Auch die vom braven Hupfauf?“
„Ich schon – und ich finde dieselbe sogar höchst widerwärtig.“
„Was verstehst Du davon?“
„Lassen Sie hören, Althaus – wir kennen die Geschichte nicht.“
Das ließ sich der Vater nicht zweimal sagen.
„Der Hupfauf also – vom Regiment Tiroler Jäger – selber ein Tiroler, hat ein famoses Stück’l aufgeführt. Er war der beste Schütz’, den man sich denken kann; bei allen Scheibenschießen war er immer König – er traf fast jedesmal ins Ziel. Was hat der Mann gethan, als die Mailänder revoltierten? Er erbat sich die Erlaubnis, mit vier Kameraden auf das Dach des Domes zu steigen und von dort auf
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)