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die Babyspielereien des verliebten Elternpaares waren dahin; der Kleine war mein „Sohn Rudolf“ geworden, meines ganzen Strebens, Hoffens, Liebens geheiligter Mittelpunkt. Um ihm einstens eine gute Lehrerin sein – oder doch, um seinen Studien folgen und ihm eine Geisteskameradin werden zu können, wollte ich selber so viel Wissen als möglich mir aneignen; zudem war Lesen die einzige Zerstreuung, die ich mir erlaubte – so vertiefte ich mich denn von neuem in die Schätze unserer Schloßbibliothek. Namentlich drängte es mich, mein einstiges Lieblingsstudium – die Geschichte – wieder aufzunehmen. In der letzten Zeit, als der Krieg von meinen Zeitgenossen und von mir selber so schwere Opfer gefordert hatte, war mein früherer Enthusiasmus stark abgekühlt worden und ich wünschte denselben durch entsprechende Lektüre wieder anzufachen. Und in der That, es gewährte mir manchmal einen gewissen Trost, wenn ich ein paar Seiten Schlachtenberichte mit den daran geknüpften Heldenverherrlichungen gelesen, zu denken, daß der Tod meines armen Mannes und mein eigenes Witwenleid als Parzellen in einem ähnlichen großen geschichtlichen Vorgang enthalten waren, ich sage „manchmal“ – nicht immer. So ganz und gar konnte ich mich doch nicht mehr in jene Stimmungen meiner Mädchenzeit zurückversetzen, wo ich es der Jungfrau von Orleans hätte gleich thun mögen. Vieles, vieles in den gelesenen überschwänglichen Ruhmestiraden, welche die Schlachtenberichte begleiteten, klang mir falsch und hohl, wenn ich mir zugleich die Schrecken der Schlacht vergegenwärtigte – so falsch und hohl,

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/074&oldid=- (Version vom 31.7.2018)