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Vier Jahre später. Meine beiden – nunmehr siebzehn- und achtzehnjährigen Schwestern – sollten bei Hofe vorgestellt werden. Aus diesem Anlaß entschloß auch ich mich, wieder „in die Welt“ zu gehen.

Die verstrichene Zeit hatte ihr Werk gethan und meinen Schmerz allmählich gelindert. Die Verzweiflung wandelte sich in Trauer, die Trauer in Wehmut, die Wehmut in Gleichgültigkeit und diese endlich in erneute Lebensfreudigkeit. Ich erwachte eines schönen Morgens zum Bewußtsein, daß ich eigentlich in einer beneidenswerten, glückverheißenden Lage mich befand: dreiundzwanzig Jahre alt, schön, reich, hochgestellt, frei, Mutter eines allerliebsten Knaben, Glied einer liebenden Familie – waren das nicht Bedingungen, genug, um des Lebens froh zu werden?

Das kurze Jahr meines Ehelebens lag hinter mir wie ein Traum. Ja – ich war in meinen schönen Husaren sterblich verliebt gewesen; ja – mein zärtlicher Mann hatte mich sehr glücklich gemacht; ja – die Trennung hatte mir großen Kummer, sein Verlust wilden Schmerz bereitet – aber das war vorbei, vorbei. So innig mit meinem ganzen Seelenleben verwachsen, daß ich eine Zerreißung nicht hätte überleben, nicht

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/072&oldid=- (Version vom 31.7.2018)