zwingend notwendig war, diesen Frieden zu schließen; worauf ich versicherte, daß es mir auf jeden Fall erfreulich schien, wenn das böse Kämpfen und Sterben ein Ende fand; aber der gute Papa ließ es sich nicht nehmen, mir entschuldigende Auseinandersetzungen zu unterbreiten:
„Du mußt nicht glauben, daß wir Angst haben … Wenn es auch den Anschein hat, als machten wir Konzessionen, wir vergeben unserer Würde nichts und wissen schon, was wir thun. Wenn es sich um uns allein handelte, so hätten wir wegen dieses kleinen Schachs in Solferino die Partie nicht aufgegeben. O nein, noch lange nicht. Wir brauchten nur noch ein Armeekorps hinunter zu schicken, und der Feind müßte Mailand schnell wieder räumen … Aber weißt Du, Martha, es handelt sich um andere allgemeine Interessen und Prinzipien. Wir verzichten jetzt darauf, uns weiter zu schlagen, um die anderen bedrohten italienischen Fürstentümer zu bewahren, welche der sardinische Räuberhauptmann samt seinem französischen Henkersbeistand auch gern überfallen wollte. Gegen Modena, Toskana – wo, wie Du weißt, mit unserem Kaiserhaus verwandte Dynastien regieren – ja sogar gegen Rom, gegen den Papst wollen sie ziehen – die Vandalen. Wenn wir nun vorläufig die Lombardei hergeben, so erhalten wir uns damit Venetien und können den süditalienischen Staaten und dem heiligen Stuhl unsere Stütze gewähren. Du siehst also ein, daß wir aus rein politischen Gründen und im Interesse des europäischen Gleichgewichts –“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/067&oldid=- (Version vom 31.7.2018)