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„Unmöglich? Du mußt recht haben. Ich will es glauben – sonst könnte ich nicht fassen, daß es nicht schon längst geschehen.“

„Was geschehen?“

„Die Abschaffung des Krieges. Doch nein: ebensogut könnte ich sagen, man solle das Erdbeben abschaffen …“

„Ich weiß nicht, was Du meinst. Was mich anbelangt, so bin ich froh, daß dieser Krieg ausgebrochen, weil ich hoffe, daß sich mein Ludwig auszeichnen wird. Auch für meine Brüder ist es eine gute Sache. Das Avancement ging schon so langsam von statten, jetzt haben sie doch eine Chance –“

„Hast Du kürzlich Nachricht erhalten,“ unterbrach ich. „Sind die Deinen alle heil?“

„Eigentlich schon ziemlich lange nicht. Aber Du weißt, wie der Postverkehr oft unterbrochen ist, und wenn man von einem heißen Marsch- oder Schlachttag so recht müde geworden, hat man auch nicht viel Lust zum Schreiben. Ich bin ganz ruhig. Sowohl Ludwig als meine Brüder tragen geweihte Amulette – Mama hat sie ihnen selber umgehängt“ …

„Wie stellst Du Dir denn einen Krieg vor, Lori, wo in beiden Heeren jeder Mann ein Amulett trüge? Wenn da die Kugeln hin und her fliegen, werden sie sich harmlos in die Wolken zurückziehen?“

„Ich versteh’ Dich nicht. Du bist so lau im Glauben. Das klagt mir öfters Deine Tante Marie.“

„Warum beantwortest Du meine Frage nicht?“

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/058&oldid=- (Version vom 31.7.2018)