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Stimmen. Beide Flügel der Eingangsthüre wurden aufgerissen und ein Gardist meldete:

„Ihre Majestät die Kaiserin.“

Der Vizepräsident eilte zur Thür hinaus, um die hohe Besucherin, wie geziemend, am Fuße der Treppe zu empfangen, doch sie war schon im Nebensaal angelangt.

Ich schaute von meinem verborgenen Plätzchen mit Bewunderung nach der jugendlichen Monarchin, die mir im einfachen Straßenkleide beinahe noch lieblicher erschien, als in den Prunkroben der Hoffeste.

„Ich bin gekommen,“ sagte sie zu Baron S., „weil ich heute früh einen Brief des Kaisers vom Kriegsschauplatz erhalten habe, worin er mir schreibt, wie nützlich und willkommen die Gaben des „patriotischen Hilfsvereins“ sich erweisen – und da wollte ich selbst Einsicht nehmen … und das Komitee von der Anerkennung des Kaisers in Kenntnis setzen.“

Hierauf ließ sie sich von allen Einzelheiten der Vereinsthätigkeit unterrichten und betrachtete eingehend die verschiedenen aufgestapelten Gegenstände.

„Sehen Sie nur, Gräfin,“ sagte sie zu der sie begleitenden Obersthofmeisterin, indem sie ein Wäschestück zur Hand nahm, „wie gut diese Leinwand ist – und wie hübsch genäht.“ Dann bat sie den Vizepräsidenten, sie noch in die anderen Räume zu geleiten und verließ an seiner Seite den Saal. Sie sprach mit sichtlicher Zufriedenheit zu ihm und ich hörte sie noch sagen: „Es ist ein schönes, patriotisches Unternehmen, welches den armen Soldaten –“

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/054&oldid=- (Version vom 31.7.2018)