„Sag’ Papa, was meinst Du,“ fragte ich bange, „wird der Krieg dadurch abgewendet?“
„Ich wüßte nicht, daß ein Ultimatum jemals einen Krieg abgewendet hätte. Vernünftig wäre es wohl von diesem italienischen Jammerpack, wenn es nachgeben würde und sich keinem neuen Novara aussetzte … Ach, wäre der gute Vater Radetzky nicht voriges Jahr gestorben, ich glaube er hätte, trotz seiner neunzig Jahre, sich noch einmal an die Spitze seines Heeres gestellt und ich wäre, bei Gott, auch wieder mitmarschiert … Wir zwei haben’s ja schon gezeigt, wie man mit dem welschen Gesindel fertig wird. Sie haben aber noch nicht genug daran, die Katzelmacher – sie wollen eine zweite Lektion haben! Auch recht: unser lombardisch-venetianisches Königreich wird sich durch das piemontesische Gebiet ganz schön vergrößern lassen – ich sehe schon den Einzug unserer Truppen in Turin.“
„Aber Papa, Du sprichst ja, als wäre der Krieg schon erklärt und als wärst Du darüber froh. Doch wie, wenn Arno mitgehen muß?“ Es standen mir schon wieder die Thränen in den Augen.
„Das wird er auch – der beneidenswerte Junge.“
„Aber meine Angst – die Gefahr –“
„Ach was, Gefahr! Man kommt vom Kriege auch nach Haus, wie Figura zeigt. Ich habe mehr als eine Campagne mitgemacht. Gott sei Dank, bin auch mehr als einmal verwundet worden – und bin doch am Leben, weil es mir eben bestimmt war, am Leben zu bleiben.“
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/029&oldid=- (Version vom 31.7.2018)