es geht ja doch nicht immer die ganze Armee vor den Feind. Nein, dieses so herrliche, abgerundete Glück welches mir das Schicksal zurecht gezimmert hatte, konnte doch dieses selbe Schicksal nicht so roh zertrümmern. – O Arno, mein vielgeliebter Mann – dich in Gefahr zu wissen, es wäre entsetzlich! … Solche und ähnliche Ergüsse füllen die in jenen Tagen beschriebenen Tagebuchblätter.
Von da ab sind die roten Hefte eine Zeit lang voll Kannegießerei: Louis Napoleon ist ein Intrigant … Österreich kann nicht lange zuschauen … es kommt zum Kriege … Sardinien wird sich vor der Übermacht fürchten und nachgeben … Der Friede bleibt erhalten … Meine Wünsche – trotz aller theoretischen Bewunderung vergangener Schlachten – waren natürlich inbrünstig nach Erhaltung des Friedens gerichtet, doch der Wunsch meines Gatten rief offenbar die andere Alternative herbei. Er sagte es nicht grad’ heraus, aber Nachrichten über die Vergrößerung des „schwarzen Punktes“ teilte er immer leuchtenden Auges mit; die hier und da, leider immer spärlicher werdenden Friedensaussichten hingegen konstatierte er stets mit einer gewissen Niedergeschlagenheit.
Mein Vater war auch ganz Feuer und Flamme für den Krieg. Die Besiegung der Piemontesen würde ja nur ein Kinderspiel sein, und zur Bekräftigung dieser Behauptung regneten wieder die Radetzky-Anekdoten. Ich hörte von dem drohenden Feldzug immer nur vom strategischen Standpunkt sprechen, nämlich ein Hin- und Herwägen der Chancen, wie und wo
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/025&oldid=- (Version vom 31.7.2018)