abgeprallt. Mich um Politik zu kümmern, hatte ich gerade Zeit und Lust! Da mochte um mich herum noch so eifrig über das Verhältnis Sardiniens zu Österreich, oder über das Verhalten Napoleons III. debattiert werden, dessen Hilfe Cavour durch die Teilnahme am Krimkriege sich zugesichert hatte: da mochte man immerhin von der Spannung reden, welche zwischen uns und den italienischen Nachbarn durch diese Allianz hervorgerufen worden – das beachtete ich nicht. Aber an jenem 1. April sagte mir mein Mann allen Ernstes:
„Weißt Du, Schatz – es wird bald losgehen.“
„Was wird losgehen, mein Liebling!“
„Der Krieg mit Sardinien.“
Ich erschrak. „Um Gotteswillen – das wäre furchtbar! Und mußt Du mit?“
„Hoffentlich.“
„Wie kannst Du so etwas sagen? Hoffentlich fort von Weib und Kind?“
„Wenn die Pflicht ruft …“
„Dann kann man sich fügen. Aber hoffen – das heißt also wünschen, daß einem solch bittere Pflicht erwachse –“
„Bitter? So ein frischer, fröhlicher Krieg muß ja was Herrliches sein. Du bist eine Soldatenfrau – vergiß das nicht –“
Ich fiel ihm um den Hals …
„O Du mein lieber Mann, sei ruhig: ich kann auch tapfer sein … Wie oft habe ich’s den Helden und Heldinnen der Geschichte nachempfunden, welch erhebendes Gefühl es sein muß, in den Kampf zu
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/023&oldid=- (Version vom 31.7.2018)