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ab, und reiste lieber im folgenden Jahre zu meinen andern guten Brüdern nach Moskau, um dort vielleicht als praktischer Arzt einige Jahre zu verbleiben. Wie aber schon in der Geschichte meines Bruders Adam Heinrich angeführt, trieb mich meine überwiegende Neigung, für die möglichst zu erringenden Naturkenntnisse, nach dem hierin so reichen Sibirien. Meine Reise dorthin ging über die, unter Catharina II. so schön erneuerte, tartarische Königsstadt Casan, unweit des für ganz Rußland so wichtigen Stromes der hochberühmten Wolga. Dieser Hauptsitz der ehemaligen tartarischen Beherrscher, oder ihrer chinesischen[a 1] Hofeshaltung, die für das angrenzende damalige Rußland, an 200 Jahre, so drückend als erniedrigend war, zeigte sich jetzt unter der geschmackvollen Erneuerung ihres prachtvollen Reiches als die dritte Haupt- und Königsstadt, prangend mit den schönsten steinernen Pallästen und andern ansehnlichen Gebäuden. Bei der sehr gütigen Aufnahme des damaligen General-Gouverneurs, General en Chef und Ritter von Brandt, konnte ich erst nach 14 Tagen, um alles Sehenswürdige, und auch die Vergnügungen der eben angehenden Karnevalszeit, zu genießen, meine Reise weiter fortsetzen. Von Casan ging die große Land- und Poststraße durch die Tartarei und gebirgigte Baschkirei, über das Städtchen Kongur, nach der obersten Bergstadt Ekatarinenburg im Uralischen Gebürge, an 1000 Werste, wo allein die Reichskupfer-Münze verfertiget wird, und die über alle Krons- und Privat-Kupfer- und Eisenbergwerke das Ober-Kommando führt; auch ist daselbst eine Kaiserliche Stein- und Brillanten-Schleiferei von einheimischen, besonders sibirischen, Edel- und andern schönen Steinarten, als Topas, Amethyst, Aqua Marina, Haarsteine, Opale, Karneole, Onixe, Chalindone, äußerst schöne Malachite, Porphyrarten, Jaspis, verschiedene schöne Marmor und Alabasterarten etc. Eben da ist das Beresofsche Goldbergwerk, nur 3 Werste von der Stadt, wo das gediegene Gold, aus einem geringen eisenockerigten Gestein, aus einer geringen Teufe, (wobei auch das so seltene rothe Bleispäth, dann und wann, in schönen Kabinetsstufen, gefördert wird,) durch ein Waschwerk betrieben wird, und das damals nur an 7 Pud reines Gold lieferte, jetzt aber unter dem so berühmten, über alle dasigen Bergwerke kommandirenden Ober-Berghauptmann und General Hermann,

  1. lies: chanischen.
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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_053.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)