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Kurt Pfister: Unbekannte Bilder des Hieronymus Bosch

Hochzeitsbild in Wien. Außerordentlich interessant und geistreich das stilllebenhafte Beiwerk in der Tischdekoration, der Gobelinbespannung, der Hintergrundarchitektur.

Wie mir Sir Frank Brangwyn, dem ich die Photographie verdanke, schreibt, wurde das Bild 1873 von einem englischen Maler in Antwerpen erworben. Es zeigte damals eine Porträtdarstellung, und erst als man die Übermalung ablöste, kam die Temperamalerei der Hochzeit zum Vorschein. Eine Darstellung ähnlichen Inhaltes von Bosch war bisher nicht bekannt. Das Bild ist vielleicht identisch mit einem Bosch im Besitz des Rubens, der in seinem Inventar als „Hochzeitsbankett“ aufgeführt wird.

Versuchung des heiligen Antonius. (Im Münchner Kunsthandel, zurzeit in Holland. Format 0⸱58:0⸱50.) Der von der Last der Versuchung niedergebeugte Heilige ist von grotesken Tiergestalten, Seeungeheuern, Zwergen umdrängt. Im Hintergrund höllische Brande. Unter den mehrfachen Fassungen der Versuchung, die Bosch gemalt hat, steht die Berliner (Tafel 17 meines Buches) thematisch dieser am nächsten, doch überwiegt in dem hier gezeigten Bild das animalische Beiwerk, das wir in dieser phantastischen Ausdeutung bisher nur aus Zeichnungen (Abb. 2 und 3 der Monographie) kannten. Auch die Berliner und Pariser Zeichnung (Abb. 7 und 9 der Mo­nographie) berühren sich mit der Anlage des Bildes, dessen Entstehung in die Nähe der Christophorus-Tafel (Tafel 15 des Buches), die auch erst vor einigen Jahren bekannt wurde, zu rücken wäre.

In einer Neuauflage meiner Monographie werde ich auf die Frage der Authentizität und der Datierung näher eingehen. Die thematische und künstlerische Bedeutsamkeit der Tafeln schien mir einen vorläufigen, unter Vorbehalt geschehenden Hinweis zu rechtfertigen.


Three panels of the School of Hieronymus Bosch have recently been brought to light, forming an appendix to the author’s monography of this master (Berlin 1922). The first, „Christ before the High Priest“ (Munich, Nemes Collection), may possibly be an authentic work of Bosch’s. The composition of the „Marriage at Cana” (Amsterdam, private property) shows resemblance to Bouts; the characteristics of physiognomy never the less speak for Bosch.

Phantastic figures of animals in the „Temptation of St. Anthony“ (on the art market of Munich) greatly correspond to drawings by Bosch in Berlin and Paris.


Comme supplément de sa monographie de Jérome Bosch (Berlin 1922) l’auteur publie trois tableaux apparus tout récemment, qu’il faut placer dans

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Kurt Pfister: Unbekannte Bilder des Hieronymus Bosch. , 1923, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Belvedere_vol_004_Unbekannte_Bilder_des_Hieronymus_Bosch.djvu/2&oldid=- (Version vom 18.3.2023)