nach einer kleinen Weile fragte der Schmidt: Wer seyd Ihr? und wo kommt Ihr her?
Ich bin, war die Antwort, ein Jäger des Landgrafen Ludwig, habe mich beym Nachsetzen eines Stück Wildes verirrt, und mich von meinen Kameraden verloren; da hat der helle Schein Eures Feuers mich in Euer gastliches Haus geführt.
Des barmherzigen Landgrafen Jäger? spöttelte der Schmidt: Wer ihn nennt, soll allemal das Maul wischen. Glaubt nicht, sprach er heftiger zu dem staunenden Jäger, daß ich um Eures barmherzigen Herrn willen, Euch Obdach und Herberge gebe. Doch im Stall ist Stroh und Heu genug, da mögt Ihr schlafen. Ihr mögt vielleicht ein guter Mann seyn, aber um Eures Landgrafen willen solltet Ihr mir nicht über die Schwelle schreiten.
Höher und höher stieg das Erstaunen des Jägers bei dieser Rede, sein Blick senkte sich zu Boden, seine Wangen glühten. Was that Euch der Landgraf? lispelte er kaum hörbar.
Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/71&oldid=- (Version vom 31.7.2018)