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und ließ sie nicht eher, bis sie gelobt hatte, bald wieder zu kehren, bis er die süßesten Küsse, als Pfänder unwandelbarer Liebe, empfangen hatte.

Oefter ging nun Egil nach dem Brunnen, wo der Geliebte ihrer schon harrte. Da saßen sie, und hielten einander umschlungen, und lauschten den Sängern des Haines, und freuten sich der duftenden Blumen; was sie sprachen, erzählt die Sage nicht, aber lieber und lieber wurde dem Jüngling die herrliche Jungfrau, lieber und lieber gewann auch Egil den kräftigen Ingomar.

Einst hatten sie auch der reinen Liebe selige Stunden in stiller Einsamkeit gefeiert, und Walhallas Wonnen hienieden schon in treuer Gegenliebe gefunden, entdeckt hatte endlich Ingomar der Geliebten, daß er ein Sohn sey, des Todfeindes ihres Vaters, und besprochen hatten sie, alles zu versuchen, der Väter feindselige Gesinnung zu mildern, und wenn dies unmöglich wäre, in eine entfernte Gegend zu entfliehen, wo sie des ungestörten Glückes ihrer Liebe sich

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/157&oldid=- (Version vom 31.7.2018)