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33. Vorboten der Pest.

Ein betrunkener Bauer, Simon geheißen, geriet im Jahre 1584 abends in das noch unausgebaute Siechenhaus und war dort eingeschlafen. Als er nachts durch ein Ungewitter geweckt wurde, hörte er ein grauenvolles Geräusch vieler weinender Menschen, hat aber nichts gesehen. Diese Wehklage soll ein Vorbote der Pest gewesen sein.

34. Von blutenden Dielen.

Im Jahre 1595 lebte in Budissin ein Pastor Primarius namens Laurentius Dresserus, der, nachdem er längst pensioniert war, einst vom Teufel angefochten wurde, worauf er einen Selbstmordversuch beging und bald darauf starb. Seitdem sollen in seiner Pastoratswohnung von Zeit zu Zeit die Dielen Blut schwitzen, was im Jahre 1601 von Martinus Testander beobachtet wurde.

35. Vorzeichen des Todes der Budissiner Ratsherren.

Bevor am 25. November 1614 der Bürgermeister Antonius Böhmer zu Budissin starb, riß plötzlich am Ratsglöcklein ein ganz neuer Strang. Das Glöcklein aber hat von selbst weiter geläutet, wie darauf stets zu geschehen pflegte, wenn ein Ratsherr sterben sollte.

36. Das schwarze Kreuz auf dem Bette.

Im Jahre 1634 hatte der Archidiakonus Posselt zu Budissin seinen Kollegen Nikolaum Prokopium Pascha zu Gaste, der nach beendetem Abendessen zufällig in des Archidiakonus Schlafstube blickte. Auf dessen Bette sah er ein schwarzes Kreuz liegen, das aber verschwunden war, als sich die anderen davon überzeugen wollten. Wenige Tage darauf verstarb Magister Posselt.

37. Vorzeichen des Budissiner Brandes 1663.

Im Jahre 1538 und 1663 am 24. März und 6. April hat man über der Stadt Budissin helle Flammen gesehen, daß es schien, als brenne die St. Peterskirche. Auch in der Umgegend waren die Flammen sichtbar, so daß Karl von Nostitz zu Graditz zu Pferde stieg und schnell zur Stadt ritt, um seine Mutter und sein Haus auf dem Burglehn zu retten. Doch als er sich Budissin näherte, war alles verschwunden. Dies alles sollen Vorzeichen gewesen sein des im folgenden Jahre im Gleinischen Hause auf der Schloßgasse entstandenen Feuers, wodurch 56 Häuser in Asche gelegt wurden.

38. Verunglückte Bierschankhexerei.

Um sich einen guten Bierschank zu sichern, ließ eine Bürgersfrau aus der Reichengasse am 6. Dezember 1677 nachts 12 Uhr von ihrer Magd bei Peter Stephan, der ebenfalls Bier schenkte, das Kegelloch säubern, vor der Haustür kehren und den Kehricht in der Schürze nach Hause bringen. Das sollte ihr Glück im Bierschank verschaffen und die Gäste zu ihr herüberziehen. Da die Sache am nächsten Tage ausgebracht wurde, steckte man die Magd in die Büttelei. Bei einer Haussuchung fand man auch unter dem Schenkfaß ein Glücksäckchen.

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: Bautzener Sagen. Verlag Johannes Vieweg, Leipzig 1924, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bautzener_Sagen.pdf/15&oldid=- (Version vom 2.10.2023)