Seite:Baumann Kriegs- und Familienscenen 1813.pdf/95

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Stunden ewig zu betrauern? – Ja, wenn ich sage, daß der Kinder Schulbücher der Plünderung nicht entgangen waren, sage ich hiermit des Entsetzlichen Entsetzlichstes, und selbst des langen Winters Trost, unser Kartoffelfeld, war vernichtet; kein Federzug kann so etwas beschreiben, ein jeder wird es fühlen; es fühlet es ja nach Tagen und Jahren immer und ewiglich mein trauerndes Vaterherz. Vom Schlachtfelde – in unserem Garten lagen 20 bis 30 Todte – über das große Schlachtfeld eilte ich der Stadt zu, um nur einige der unentbehrlichsten Lebensmittel einzukaufen. Nie hatte ich so etwas gesehen, und Schaudern, Entsetzen und Beben beflügelten meine Schritte. Dresdens Bewohner zogen jetzt in Menge aus, theils ihre Neugierde, theils ihre Habsucht zu befriedigen, und in wenig Stunden hatte die unterste und ärmste Klasse derselben das Schlachtfeld von allem, was nutzbar war, gereiniget und gesäubert, und nur die Cadaver von Menschen und Vieh ließen, Abscheu und Ekel erregend, an die sich niemand vergreifen wollte, diese waren noch Wochen und Tage lang Zeugen dieser traurigsten Begebenheiten. Wehe der verdorbenen Menschheit, Schande unseres Zeitalters, wehe den künftigen Generationen! wenn die im Inn- und Auslande ungegründete Sage wahr wäre, daß Dresdens Weiber und Mädchen in höchster Lüsternheit mit geilen Blicken die nackenden Männerschönheiten betrachtet, ja mit

Empfohlene Zitierweise:
Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/95&oldid=- (Version vom 11.9.2022)