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wehe schon, wenn Kanonenschüsse dieses für so Viele ersprießliche Werk vernichten. Hier den einzigen Ausgang besetzen Freunde oder Feinde, gleichviel. Das schäumende Wassergeflüthe versagte uns jede mögliche Rettung – und der Flammen oder Wassertod war mehr denn Hunderten in Greisen, Kindern und Weibern, beschieden. Entsetzliche Lage! – Auch in dieser Mühle erinnerte uns alles an die Kriegeswuth, zerbrochene Kommoden, ausgeleerte Schränke bezeugten das vorherige Daseyn der nichts verschonenden Krieger. – Frisch wurde Brod gebacken, einzelne Truppen kamen, der heiße blasse Teig wurde aus dem glühenden Ofen herausgerissen und im Heißhunger verzehrten diese die lose, nicht zu verdauende heiße Mehlspeise. Von Minute zu Minute vermehrten sich nun die Flüchtlinge, – ein Zimmer beherbergte uns Alle, der schweren Last sich entledigend, setzten Mütter ihre Körbe herab, und ihr Inhalt waren nackende, halbbekleidete schreyende Kinder und Säuglinge. Herr Gott und Vater! meinen Verstand mir erhalte; ich übertreibe nicht, doch laut rufe ich euch auf, ihr Jammergefährten! bezeuget diese Wahrheiten. – Die sich unserer erbarmende Wirthin speiste meine hungrigen, das Elend nicht so fühlenden Kinder, ein einziger Löffel beginnet zwar die Runde, eintheilend traten wir Aeltern hinzu, aber geschnürte Kehlen versagten uns selbst den Mitgenuß, ha! die an den Felsenwänden gewaltsam

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/89&oldid=- (Version vom 11.9.2022)