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„Gott sey bey uns!“ mit diesem Ausrufe eröffnete ich die Pforte, und mehr denn funfzig Mann stürzen ein. „Schaffts Lebensmittel! oder das Kind im Leibe wird nicht verschonet!“ meine Haare sträubten sich empor. Da erblickte ich den Offizier, ich nahm ihn bey der Hand. „Kommen Sie,“ sprach ich, „alles was Sie treffen ist ja so das Ihrige, aber Sie werden nichts finden.“ Bey Feuerbränden wurden nun Keller, Boden, Küche und Speisegewölbe untersuchet, ihre Bemühungen waren umsonst, und die Hungrigen verfluchten ihr Schicksal. Eine starke Parthie von ihnen eilte fort auf die Felder und brachten in kurzer Zeit Kraut, Rüben und Erdbirnen, der Heerd brannte von neuem; Leben und Thätigkeit kehrte zurück, Salz und Geleuchte wurden, ich weiß nicht wie, herbeygeschaffet, und die Hungrigen alle gesättiget, die sich sogleich dann wieder entfernten. Eine lahme Gans, letzter Rest des sonst so befiederten Hofes – lächelt ihr Glücklichern! – war der Kriegswuth, ich mag nicht sagen wo? entgangen; gereiniget, gebraten, geviertelt, opferte sie jetzt die Dankbarkeit dem noch dableibenden und beschützenden Offizier und zweyen seiner Unterbefehlshaber, zu denen sich ein Wachtmeister, dessen Pferd in der Bataille erschossen war, gesellet hatte. Die Gans wurde nun aufgetragen und Kartoffeln vertraten das Brod. „Warlich!“ sagte in Fortsetzung des Tischgespräches der beynahe schon Ergraute: „diese

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/81&oldid=- (Version vom 12.9.2022)