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Oder bist Du ein Spiel der unergründlichen Natur, das sich nach Jahrtausenden nur einmal vielleicht spielend wiederhohlet? Ergründe wer es will, mein Geist ist zu schwach, um alles dieses einzusehen.

Das Vive l’Empereuer! ertönte unaufhörlich von den Lippen der Vorüberziehenden, die ihn aber doch vielleicht im Herzen verfluchten. Im Wahne, Gott zu seyn, stand er da, sein kräftiges Machtwerk überschauend. – Gnade mir, Gnade Dir, Gnade allen Völkern! rief ich bey mir selbst aus; laß ab von Deinem verderblichen Wahne, gieb uns allen die Ruhe wieder, sprich aus das einzige Wort, ach, es ist hoch an der Zeit! ehrenvoll alles zu enden, stehet noch jetzt in Deiner Hand, gieb uns Frieden! siehe, im Namen der ganzen Menschheit liege ich zu Deinen Füssen, und es bitten Dich mit mir Millionen. – Schenke diese Vorüberziehenden ihren gewaltsam entrißnen Familien wieder, tröste die Mutter, erfreue den Vater, opfre sie nicht; gieb uns Frieden. – Da verfinsterten sich die Lüfte, schwindelnd drehete sich mit mir der Erdkreis; ist mein Gebet zum Fluche geworden? was entsteiget in grauer Ferne dem dunkeln Gewölke? bist Du es, Rachgöttin, bist Du es, Nemesis? verlässest Du jetzt schon mit Deinem Strafgefolge die unterirdische Behausung; sind die hohen Götter nicht zu erflehen, ist Napoleons felsenhartes Herz nicht zu erweichen? ist an keinen Frieden zu denken? – Wehe, dreyfaches Wehe! rief die Geisterschaar. –

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/57&oldid=- (Version vom 12.9.2022)