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manntolles wollüstiges Weib, in ihrer Geilheit jeder Schandthat fähig, konnte ihn abgefaßt haben.

Am 12ten November - ach! der frühe Morgen hatte mein Glück begraben - sahe ich, den Weg nach meiner Heimath suchend, ja nur suchen mußte man ihn, so hatte sich alles so schrecklich verändert, das nie gesehene glänzende Schauspiel der Uebergabe der Waffen.

Fluchend, zähneknirschend schrieen die Franzosen ihr Vive l'Empereur! ihre Drohungen aber, in einem halben Jahre wieder da zu seyn, wurden von dem Militär, so wie von der Volksmenge, die zu Tausenden versammlet war, mit Hohnlachen beantwortet.

Ein schwarzer Gedanke bemächtigte sich meiner trauernden Seele, als ich im glänzenden Waffenschmuck, in der schönsten Männerkraft die siegenden Krieger halten, als ich so die Franzosen hinziehen sah, und mein Blick die Tausende der neugierigen Zuschauer überschauete, als ich mich in den Betrachtungen der Wechsel der Zeiten verlor. Dreyhundert und fünf und sechzig Tage berechnet das Jahr, jene mit 10 mal 10 vermehret, bezeichnen die höchste Lebensdauer, aber die Hälfte dieses Zeitraums reichet schon zu, um alle diese Menge dem Grabesmoder, der Grabesduft zu übergeben. - Und die veralteten Kinder erzählen wieder ihren alten Kindern diese fabelhaften Begebenheiten, die den Eintagsfliegen gleich, diese gleichgültig mit anhören,

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/146&oldid=- (Version vom 11.9.2022)