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Truppen angab; der Major ließ sich nun über Sachsens Lage und Schicksal ausführlich aus. Aber wir, die Aufgeopferten blieben in ewiger Verdammung. Seine Rede beschloß er, indem er mir ein Glas Bier hinreichte, mit dem Refrain: Ihr König soll leben! Ja, er lebe! rief ich in der Wahrheit meiner Stimme, mein König lebe! Sie würden uns verachten, wir würden selbst in ihren Augen herabsinken; ja wir verdienten dann die Schmach, die unsern warlich! nicht undeutschen Gesinnungen und Gefühlen, ungerechter Weise zugefüget wird. Mein König lebe! mit diesen Worten gab ich ihm das gelehrte Glas zurück. – Die wenigen Speisen wurden nun aufgetragen, und mein Major war so gütig, mich zum Mitgenuß einzuladen.

Meine Bemerkungen, meine eigene Ansichten von diesem und jenem, erfreueten ihn, ja er forderte mich selbst auf, ihm die nicht ganz unbedeutende Geschichte meines frühern und meines jetzigen Lebens mitzutheilen, die ich ihm in gedrängter Kürze erzählte. – „Freund!“ sprach er zu mir, „was wollen Sie hier; gehen Sie zu ihrer Familie; Sie haben ja, wie Sie selbst sagen, nichts mehr zu verlieren. Glauben Sie jederzeit und allemal Offiziere zur Einquartirung zu bekommen, die so menschenfreundlich gesinnet sind, als wir? die deutsch sprechen können? O es stehet nicht allemal in unserer Gewalt, die wilden Krieger zu zügeln; doch heute Nacht werde ich Sie beschützen.

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/118&oldid=- (Version vom 11.9.2022)