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Am Abende brannten die Baraquen, die Franzosen zogen sich in die Stadt zurück, wir hörten das kleine Gewehrfeuer, und stündlich erwarteten wir die Ankunft der russischen Heere nun in unserm Thale. Da schlug abermals die Stunde des Scheidens – meine geängstigte Frau floh mit ihren Kindern der nun bald bedrängten Stadt zu, sie verließ die einst so glückliche Behausung, ach! um sie nie wieder zu sehen.

Ich und meine beyden Nachbarn beschlossen, als Männer auszuhalten, und ein biederer Händeschlag verband uns, mit offener Stirne jedem Uebel ruhig zu begegnen; ja! daß ich diesen Ausdruck wähle, wir verbanden uns, nicht eher zu weichen, bis das Dach über den Kopf zusammen brenne, welches letztere, leider! nur zu wahr und zu bald in Erfüllung überging.

Schon am 12. October Nachmittags zeigten sich Kosaken auf unsern Fluren; Infanterie sahen wir auf Anhöhen sich bewegen, und bey allem uns vorgenommenen Muthe, erwarteten wir in den bängsten Besorgnissen den Eintritt der ersten russischen Truppen. – Sie kamen – die durch die hölzerne Brücke vom Garten geschiedene Wiese brannte voll Wachtfeuer, aber erst in des Abends tiefsten Dunkel drangen die Erwarteten ein. Sie kamen, sie gingen, sie durchsuchten, sie fanden, doch unbefriedigt verließen sie das ausgeleerte Haus. In einer kleinen Pause folgten drey

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/116&oldid=- (Version vom 11.9.2022)