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Schande rechneten, in ihren Quartieren auch nur das Geringste zu entwenden. Ja, ich könnte nicht sagen, daß auch bey der größten Einquartirung, bey dem größten Tumulte nur eine Kleinigkeit wäre verloren gegangen. Rauben und plündern war also ihnen erlaubt, listiges Stehlen kleinerer Sachen verboten, jedoch bey größern Dingen verschonten sie selbst nicht ihre eigene Kameraden.[1]

Zur fernern Würdigung ihres unbarmherzigen, gefühllosen Charakters gehören die Aeußerungen, deren sie sich gegen ihre im Blute liegenden, sterbenden Kameraden schuldig machten, die sie nur in ihren: c’est crepee, im Vorüberziehen gleichgültig und gefühllos wiederholten, von denen wir nur zu oft Augen- und Ohrenzeugen waren, und die selbst das tägliche Schauspiel der verwilderten Kriegsnoth kaum entschuldigen konnte.

Im Verfolge jener Würdigung der Franzosen, wie so oft die äußersten Extreme in ihrem Charakter abwechselten, erlaube man mir folgende Anekdote, die ich aus einem sehr verehrten Munde empfangen habe, meinen Lesern in ihren Hauptgrundzügen

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/109&oldid=- (Version vom 11.9.2022)
  1. In unserm Hofe wurden von den französischen Metzgern 8 – 9 Stück Rinder todtgeschlagen und ausgeschlachtet; fast vor deren Augen, gingen im nemlichen Augenblicke, einige Gardisten hin, führten ein Stück Rind weg, und verbargen es in des Oeconomiepachters tiefen Keller. Die Metzger suchten überall und fanden es nicht; die Kuh blieb der Soldaten Beute.