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war er ungemäht stehen geblieben. Herr R. sagte, das sei geschehen, damit im nächsten Jahre wieder Samen zur Aussaat vorhanden sei. In diesen Feldstücken sollten sich jetzt Hasen aufhalten, die dort gute Nahrung fänden. Abends kämen sie aus dem Klee heraus, um in andere Felder hinüberzu­gehen. So manchesmal habe er, auf der Anhöhe sitzend, ihr Treiben beobachtet, auch wohl zuweilen einige dabei erlegt. An manchen Stellen zwischen den Feldern befanden sich kleine Teiche, in denen Karauschen lebten. Diese sollen dort nur eine geringe Größe erreichen, da sie nicht, wie z. B. die Karauschen im großen Teiche von Althof, mit Hechten zu kämpfen hätten. Im Kampfe ums Dasein seien die dortigen Fische erstarkt, diese dagegen infolge des Wohllebens verweichlicht. Eine erhöhte Stelle bezeichnete Herr R. als diejenige, wo in früheren Zeiten die Buschwächterei Puhteln gelegen habe. Diese sei, als der Wald urbar gemacht worden, einige Werst weiter verlegt worden. Wo früher im Waldesschatten das Haus gestanden, wo sich ein Obstgarten befunden, da wird jetzt gepflügt und wogt im Sommer in weitem Umkreise das Meer der goldenen Ähren. So ändert sich im Laufe der Zeiten das Bild einer Landschaft! Nur eine Eiche, die einsam und verlassen an der Landstraße stand, bezeichnete noch die Stelle, wo früher der Weg in den Wald zur Buschwächterei geführt hatte. Die Reste des Waldes befinden sich jetzt eine Werst von der Chaussee entfernt. Der Name dieser Buschwächterei ruft uns eine alte Nationalspeise der Bewohner von Kurland, die Puh­teln (lettisch nach Ulmann auch als Singular Puhtelis gebräuchlich), ins Gedächtnis. Diese Speise wird hier ebenso gern gegessen, wie in anderen Gegenden Lettlands die saure Grütze (lettisch skahba putra). Zur Bereitung der Puh­teln nimmt man bei Talsen allerlei Getreide: Roggen, Weizen, Gerste, wie auch Erbsen. 8—15 Stof dieser Mischung wer­den in einen großen Kessel getan, Wasser darauf gegossen und

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Edgar Baumann: Im Gottesländchen. In Kommission bei Kluge und Ströhm [et al.], Reval [et al.] 1904, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BaumannImGottesl%C3%A4ndchen.pdf/29&oldid=- (Version vom 12.12.2020)