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über einer Stallthüre, in eine ärmliche Lehmwand eingemauert.[1]

(S. „Badische Wochenschrift.“ Jahrg. 1807. Nro. 5. Seite 73).

Die beiden vorstehenden Sagen haben einem jungen Dichter den Stoff zu einem größeren Gedichte geliehen, welches unter dem Titel: „Die Sage vom Minneberg des Neckarthals, ein Romanzenkranz von Fr. Ernst, mit Umrissen und einer Musikbeilage von L. Hetsch,“ in Stuttgart bei Ebner und Seubert erschienen ist.


Der Minneberg.

Wem wirds nicht sehnlich zu Sinne,
Hört er vom Minneberg?
Wer denkt nicht, daß sich darinne
Verschwiegene Minne berg’?

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Oder daß in seinem Grunde

Der Ritter Tanhuser ruht,
Mit Frau Venus Mund an Munde,
Verschmolzen in süßer Gluth?

Komm, setz’ Dich im Abendlichte

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Still an die Seite mir

Und höre nun die Geschichte,
Die man erzählt von hier:

Tief in dem Berge hausen
Zwölf schöne Jungfräulein;


  1. Denkwürdig ist, daß, vor nicht gar langer Zeit, ein Einsiedler von unbekannter Herkunft, aber ungemeiner Bildung, sich in den Ruinen der Minneburg eine freundliche Wohnstätte bereitete[WS 1] und den Platz mit Blumenbeeten und Gesträuchen sehr anmuthig ausschmückte. Nachdem er vierzehn Jahre lang in strenger Weltabgeschiedenheit in dieser romantischen Wohnung gelebt hatte, verschied er, doch ist es bisher stets unbekannt geblieben, wer er gewesen. Nach seinem Tode verwilderten die hübschen Anlagen wieder und der Muthwille zerstörte sie vollends. Jetzt gehört die Burg dem Fürsten von Leiningen
    (S. „Universallexikon vom Großherzogthum Baden etc.“ Karlsruhe 1844. Maklot.)

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: bereitetete
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 592. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_592.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)