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Doch wie er hinblickt auf den Sarg,
Denkt an ihr frühes Ende,
Da wird sein Schmerz zu tief und arg,
Als daß er Thränen fände.

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Und endlich rafft der Greis sich auf,

Und rufet seine Knechte:
„Wer ist, der wohl im schnellsten Lauf
Dem Herzog Kunde brächte?
Der möge, daß in stiller Nacht

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Von heut nach dreien Tagen

Mein blaßes Mädchen Hochzeit macht,
Dem stolzen Herzog sagen.

„Der lad’ ihn auch fein höflich ein,
Er mög’ es nicht verschmähen,

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Mit mir und meinem Töchterlein

Die Hochzeit zu begehen.
Der sag’ ihm auch, man warte sein
In Liebe und in Freude,
Geschmückt sey schon das Bräutchen fein

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Mit ihrem Hochzeitkleide.“


So spricht der Greis und schnell enteilt
Ein Knecht mit flücht’gen Schritten
Den Herzog, der zu Hofe weilt,
Zur Hochzeit herzubitten.

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Er tritt hinein zum stolzen Mann,

Und bringt mit keckem Munde,
Sieht gleich der Fürst ihn finster an,
Die aufgetragne Kunde.

Der Herzog staunt den Bothen an,

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Und spricht: „Ich werde kommen!

Daß sie des Leids sich abgethan,
Mag Eurer Herrin frommen!“ –

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_566.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)