Doch wie er hinblickt auf den Sarg,
Denkt an ihr frühes Ende,
Da wird sein Schmerz zu tief und arg,
Als daß er Thränen fände.
Und rufet seine Knechte:
„Wer ist, der wohl im schnellsten Lauf
Dem Herzog Kunde brächte?
Der möge, daß in stiller Nacht
Mein blaßes Mädchen Hochzeit macht,
Dem stolzen Herzog sagen.
„Der lad’ ihn auch fein höflich ein,
Er mög’ es nicht verschmähen,
Die Hochzeit zu begehen.
Der sag’ ihm auch, man warte sein
In Liebe und in Freude,
Geschmückt sey schon das Bräutchen fein
So spricht der Greis und schnell enteilt
Ein Knecht mit flücht’gen Schritten
Den Herzog, der zu Hofe weilt,
Zur Hochzeit herzubitten.
Und bringt mit keckem Munde,
Sieht gleich der Fürst ihn finster an,
Die aufgetragne Kunde.
Der Herzog staunt den Bothen an,
Daß sie des Leids sich abgethan,
Mag Eurer Herrin frommen!“ –
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_566.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)