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Scharfeneck als Kaiserlicher oberster Begleitungscommissär beigegeben. Ein ungenannter Sekretär desselben hielt hierüber ein umständliches Tagebuch, welches auf sieben Bogen in Quart gedruckt erschienen ist. Hierin kommt unter andern interessanten Zügen, auch folgende Anekdote vor:

„Auf wiederholte Einladung Kurfürstens Friedrich III. zu Pfalz, durch seinen zum Empfang und Geleit entgegengesandten Prinzen Christoph, daß, weil er Leibesschwachheit halber nach Oppenheim nicht kommen könne, der König ihn zu Heidelberg besuchen möchte, begab sich dieser am 11. Dezember dahin. Der Kurfürst lag unwohl zu Bette und konnte deswegen keiner Freude mit dem König pflegen oder sich viel mit ihm besprechen. Auf dessen Anregung aber las ihm, als er ein wenig erwarmt war, Graf Ludwig von Nassau, des Prinzen von Oranien Bruder, im Kurfürstlichen Gemache bei genommener Gelegenheit eine ernstliche Collecte (Text), wegen des vor einem Jahre in Paris und andern Orten Frankreichs, wider alle Treue und Glauben an dem Admiral von Coligny und seinen Glaubensgenossen unmenschlicher Weise verübten Mords, (Pariser Bluthochzeit), welches Gott nicht ungestraft lassen würde. Der König suchte denselben damit zu entschuldigen, der Admiral habe auf der Hochzeit eine heimliche Meuterei anrichten, und den König, seinen Bruder, überfallen wollen. Der Kurfürst aber fragte ihn flugs: „Lieber! Wie stark ist der Admiral mit allen seinen Hugenotten auf die Hochzeit kommen?“ Und da der König (Valois) geantwortet: „Auf tausend Pferde stark;“ fragte der Kurfürst weiter: „Ist gut, Lieber! Wie stark ist aber der König wohl da gewest?“ – Auf Valois Antwort: „Auf dreitausend,“ – sagte der Kurfürst: „Da liegt’s. Wie hätten Tausend wider Dreitausend etwas anfangen dürfen, in einer solchen großen Stadt, wo männiglich gern die Hände in der Hugenotten Blut gewaschen hätte? Sehet selbst, wie es so gar nicht klappte, und Eure Reden wider Euch selbst zeugen!“ – Diese verdrüßliche Vorhaltung soll in die fünf Stunden lang gewährt haben, worüber sich auch des Königs Kanzler in Oppenheim hernach sehr beschwert hat.“

(Aus Freihr. von Hormayr’s Taschenbuch von 1833. Seite 43–44.)

Andere Chronisten erzählen diese Scene mit verschiedenen Varianten, deren eine H. Rau zu seinem Gedichte benützt hat. Man vergleiche hierüber die Worte des Historikers de Thou, des P. Daniel und Kayser’s Schauplatz, Seite 305. Ferner A. Schreiber’s „Vaterl. Blätter“ 1812. Nr. 18. etc.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_523.jpg&oldid=- (Version vom 6.11.2018)