Er blickt entsetzt umher – welch eine Schreckensstunde?
Denn dicht gedrängt um sich gewahrt er in der Runde
Nur Hugenotten, die, der Mordnacht jüngst entflohn,
Hier Schutz und Schirm gesucht an Kurfürst Friedrichs Thron;
Coligny, wie er stirbt, gemalt von Meisterhand;
Wie von Begeisterung das Antlitz übergossen,
Der greise Held erblaßt durch Valois’s Mordgenossen. –
Noch starrt der Herzog stumm hin nach dem grausen Bild,
Und wünscht ihm alles Glück zu seiner neuen Krone,
Und friedlich Regiment auf Polens schönem Throne.
Drauf muß der Frankenfürst auch strenge Worte hören
Von jenem schändlichen blutdürstigen Verschwören
Die blinder wilder Haß unchristlich angefacht;
Von Frankreichs Hinterlist und oft gebrochner Treue,
Und daß der Hof sich nicht der frechsten Laster scheue. –
So spricht der teutsche Fürst mit würdevoller Ruh,
Dann läßt er königlich und reich bewirthen ihn,
Doch mundet’s Valois nicht, er sehnt sich, fortzuziehn.
Von Heidelberg herab, dem schönen Felsenschloß,
Eilt schweigend und beschämt alsbald der fremde Troß.
Es weht der Federnschmuck im Wind mit stolzem Schwanken,
Doch hört der Pförtner noch den Herzog Anjou schwören:
Von nun an soll kein Gott ihn jemals mehr bethören,
Selbst in der größten Noth, bei solchen deutschen Bären,
Als zu Ende des Jahres 1573 und zu Anfang des folgenden, Heinrich, Bruder des Französischen Königs Karl IX. und dessen Nachfolger, als erwählter König von Polen, dahin durch Deutschland reiste, wurde ihm Ludwig, Graf von Löwenstein und Herr von
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 522. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_522.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)