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Am Ende der alten Pfalz ragt eine Warte hervor, das weite Land zu überschauen. Hier lag eine unermeßliche Menge Pulvers verwahrt. Ein Donnerschlag, – das Gebirg rings umher zittert zusammen, die Mauern des Thurms spalten sich, der zündende Strahl fällt in die Tonnen – die Erde bebt, der Hügel wanket – das Schloß liegt am Boden, Balken und Steine fliegen in die Stadt herab, Thüren und Fenster springen aus ihren Angeln, Häuser stürzen ein und begraben ihre Bewohner; betrübt flieht, wer sich noch flüchten kann, doch weiß er nicht wohin. Einige bergen sich in Kellern, Andere rennen ins Freie, stumm vor Entsetzen schmiegen sich die Kinder in den Schoos ihrer Mütter; ganze Familien flüchten aus ihren Behausungen und geben ihr Eigenthum preis; Viele stehen wie an den Boden geheftet, starr und besinnungslos.

Aber auch Viele fanden ihren Tod in der Zerstörung und erst das wiederkehrende Licht machte die Verwüstung recht sichtbar.“


Heinrich von Valois, Herzog von Anjou.
1573.

„Staubwolken fliegen auf – Ha, Reiter ohne Zahl!
Sie sprengen lustig her durchs grüne Neckarthal. –
Das blitzt und funkelt ja, daß mir die Augen brennen! –
Jetzt rollt ihr Banner auf – jetzt kann ich sie erkennen!“ –

5
„Es sind Franzosen, Herr! – doch sicher nicht zum Streit

Erschienen sie vor Euch; sie führen Festgeleit!“

Also vom Thurme hoch der Wächter eifrig spricht
Zum frommen Friederich; der sagt: Ich bin bereit
Sie freundlich zu empfah’n; dem Gast reich ich die Hand.

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Heinrich von Valois ist’s, der jetzt nach Polenland

Mit seinen Mannen zieht, die Krone zu empfangen.
Ihn treibt zu uns, glaubt mir, nicht eigenes Verlangen;
Er trauet sicherlich uns Hugenotten nicht;
Doch macht’s sein Bruder ihm, der König, wohl zur Pflicht,

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_520.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)