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Herr Wipprecht sieht’s von ferne, und blutig spornt er’s Roß:
„Mein Seel! des Friedrichs Rappen traf eben das Geschoß![1]
Da stürzt sein edler Renner! schon sind die Feinde nah!
O Friedrich! wackrer Pfälzer! vertrau nur, ich bin da!“

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So ruft der alte Degen und eilt zu seinem Herrn,

Herr Wipprecht sinkt getroffen, und spricht: „Das leid’ ich gern!“[2]
Der Kurfürst aber schwingt sich rasch auf ein andres Pferd,
Getrennt zwar von den Seinen, doch siegreich blitzt sein Schwert.

Er streckt mit eignen Händen wohl Manchen in den Sand,

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Da schallt’s von allen Enden: „Sieg! Sieg! du Pfälzerland!“

Nun bad’ im Blute Baden! Es ist dein eigens Blut!
Der Hirsch wirft sein Geweihe! Der Leu traf ihn zu gut!

Man fing viel edle Herren und Grafen auch dabei,
Von Würtemberg und Baden sind’s ihrer wackre zwei,[3]

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Der junge Pfälzer Kurfürst erblickt den edlen Fang,

„Ein seltnes Jagen!“ – ruft er – „Euch Füchse sucht’ ich lang!“

Da regt sich’s ihm zur Seite – es war ein sterbender Mann,
Der schaut mit freudigen Blicken den jungen Sieger an;
Herr Wipprecht war’s von Helmstätt: „Gott schütze meinen Herrn!

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Denn sieghaft wird er heißen! jetzt sterb’ ich, wahrlich, gern!


Denn ich schlug ihn zum Ritter, ich alter Degen, ja!
Man wird von Friedrich sprechen mit Ruhme fern und nah,
Mit mir soll man begraben dies Schwert, das stets ich trug,
Das war es ja, mit dem ich ihn heut zum Ritter schlug!“[4]

¹) In Kremer’s Geschichte des Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz, T. I. pag. 299 finden sich in der Note 2 die Namen aller Derjenigen, welche bei dieser Gelegenheit zu Rittern geschlagen wurden.


  1. „Der Streit wurde hartnäckig und allgemein. Die Verzweiflung that bei dem Feind ihre natürliche Wirkung so stark, daß ein gewisser Geschichtschreiber versichert, daß unsre Reiterei sich beinahe nach der Flucht [507] umgesehen hätte, und daß dem Kurfürsten das Pferd unterm Leib erstochen worden, so daß er eine Zeitlang zu Fuß fechten müssen.“ (Kremer, Cap. I. p. 301).
  2. [507] … vnd Her Wiprecht von Helmstat Ritter, der den Pfalzgraffen Ritter hatte geslagen, wart off des Pfalzgraffen sitten erschlagen. (Altes Manuscript.)
  3. [507] „Und also gewan der pfalzgrave den krieg und fieng die obgenanten drei fursten mit 350 pferden oder me als man sagt; der markgrave von Baden wart gefangen mit 41 graven, herren, ritter und knechten, on arme knecht’; der von Wirtemberg wart gefangen mit 40 graven, herren, rittern und knechten, on arme knecht’; der bischof von Metzs wart gefangen mit 31 graven, herren, rittern und knechten, on arme knecht; und wurden uf 40 manne erstochen, unter denen waren drei graven, einer von Helfenstein in Schwaben, item ein herr von Prandis und rawgrave, das andere waren edel und arme knechte.“
    (Fik. Artzt’s Gesch. s. Zeit. Erstes Kap.)
  4. [507] Zum Gedächtniß dieses Sieges ließ Friedrich auf der Wahlstatt ein steinernes Crucifix errichten mit der Inschrift:
    „Als man zalte nach gottes Geburte MCCCCLXII jar vff sant Paulus Gedechtnuß Tag sint uff dieser Wallstatt durch Herzog Friederich Pfalzgrave by Ryne etc. vnd Kurfürsten nyder geworffen worden Her Jörg Bischoff zu Metz, Markgrave Karle, von Baden vnd Graue Vlrich von Wirtemberg mit eyner merglichen Zahle Ir Diener, Grafen, Ritter vnd Knecht; und derselben die in solichem Gescheffte tod bliben sind wolle Gott barmherzig sin vnd vff denselben Tag sint viel zu Ritter geschlagen.“
    (Obige Noten sind aus F. Baaders „Sagen der Pfalz etc.“ gezogen.)
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 506. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_506.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)