Reich unterm goldnen Helme drängt sich das goldne Haar,
Die Kraft hat er vom Leuen, das Auge von dem Aar.
Es war im hohen Sommer, ein heißer Schnittertag,
Als zwischen Rhein und Neckar des Pfälzers Heerbann lag;
Der junge Pfälzer Kurfürst und sprach den Ritter an:
„O vielversuchter Ritter, Ihr tragt ein herrlich Schwert,
Das manchem stolzen Degen der Schatten viel bescheert;
Hört eines Manns Begehren, der gern umarmt den Ruhm,
Da spricht der alte Degen, Herr Wipprecht zubenannt;
„Kein Herz schlägt allerwegen so stolz im teutschen Land,
Als wie das meine, da ich von Euch dies Wort vernahm,
Nie flog aus meiner Scheide dies Schwert so wonnesam!“
„Heil mir, daß ich’s noch schaute, bevor mein Auge bricht!
So schlag’ ich Euch zum Ritter und setz’ mein Leben ein:
Wird man Sieghafte nennen, man nennt nur Euch allein!
Jetzt will ich freudig sterben, und bet’ aus voller Seel’:
Nach dieser letzten Ehre taugt nur mein Schwert allein
Zum letzten frohen Siege, fall’ ich, senkt’s mit mir ein!“ –[1]
Jetzt aber, wie ein Sturmwind sich durch zwei Wetter drängt,
Zerbricht der Kampf die Fesseln, in die er war gezwängt.
Ihr Hirschgeweihe zittert! – Der Leu scheut nicht den Stoß!
Das nennt man doch ein Treffen, weil viel getroffen wird:
Der Hirsch und mit der Heerde der rauhe Seelenhirt.
Um Gott! wer stürzt den Leuen dort in den dichtsten Kampf?
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_505.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)