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Sie sprach zu ihm: „Haft Unrecht than,
Daß du mich so verlassen, Mann!
Auf dich genommen andre Last,

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Dein’ Treu an mir gebrochen hast;

Doch hast du mich zierlichermaßen
Geliebt und doch nicht ganz verlassen.
Steh’ auf und geh mit Freuden heim,
Dir soll diesmal geholfen seyn.

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Dein’ Hausfrau ist lebendig worden,

Hat eine Tochter dir geboren.
Die wird dir lange Zeit nachleben,
Der sollst du meinen Namen geben.
In ihrem Gebet wird sie sich üben,

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Daß Gott der Herr sie sehr wird lieben:

Also, daß sie in einem Jahr
Den Großvater aus großer Gefahr
Des Fegfeuers erlösen wird,
Der immer noch im Feuer irrt.“ –

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Sie neigt sich ihm, wischt seine Augen,

Die Thränen ihre Hand’ einsaugen.
Doch wie der Birken weiße Rinde,
So wächst ein Handschuh davon geschwinde
Auf ihren Händen weiß wie Schnee,

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Den streift sie ab und schwebt zur Höh;

Der fällt und weckt ihn am Altar,
Da er vor Kummer schlafen war.
Da findet er den Handschuh weiß,
Wie Niemand ihn zu weben weiß.

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Ein Bote kam: „Herr, kommt herüber,

Denn Euer Gemahl, die lebet wieder,
Und hat in diese Welt geboren,
Ein’ schöne Tochter auserkoren.“
Ob dieser fröhlichen Botschaft

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Erhielt er schnell zurück die Kraft,

Stand auf und dankte Katharin,
Den Handschuh steckt zum Helme kühn,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_455.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)