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Dem Herrscherstab, dem Fürstenhut

Entsagt der Fürst mit keckem Muth,
Und spricht zu seinem Sohne:
„Sitz du auf meinem Throne!

Mich ruft zum Kampf die höh’re Pflicht,

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Die Noth ist groß! Hilft Gott uns nicht,

Wird uns das Schwert bevehren
In Luther’s reinen Lehren.

Doch ferne sey mirs, Mord und Brand
Zu locken in mein friedlich Land!

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Ich will das Schwert erfassen

Und dir das Scepter lassen.

Nimm’s hin, mein Sohn, und trag’ es weis’
Zu deines Volks und Gottes Preis:
Des heil’gen Rechts Beschützer,

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Der Schwachheit Unterstützer!“


Er sprach’s und schwang sich auf sein Roß:
„Leb wohl, du meiner Ahnen Schloß!“ –
Viel heiße Thränen rannen,
Doch rastlos gings von dannen.

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Da half kein Rath, kein warnend Wort,

Ein blind Verlangen trieb ihn fort,
Wie einst in bessern Zeiten,
In offner Schlacht zu streiten.

„Der Feigling sucht den Hinterhalt,

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Ich trau’ auf meines Arm Gewalt!“

So rief er, – „Kühn Beginnen
Muß uns den Sieg gewinnen!“

Und unaufhaltsam rückt er vor,
Und trifft den Feind vor Wimpfen’s Thor:

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Viel Tausend’ wohl gerüstet,

Die all des Kampfs gelüstet.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_388.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)