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Das Rastatter Schloß.

Noch hat kein Sänger sich erhoben,
Dich, hohes, edles Schloß zu loben
Und zu besingen deine Pracht!
Haus, das so Großes hat gesehen,

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Wie, solltest klanglos du vergehen,

Ein frühes Opfer Saturn’s Macht?

Erbaut von Ludewig von Baden,
Bliebst du so vieler Heldenthaten
Alleinig würd’ges Monument!

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Kein andres ward dem großen Manne,

Vor dem der Franke und Osmane
Gebebt, und den mein Volk kaum kennt.

Vergeßlich Volk! in jenen Stunden,
Wo Louis, lorbeerkranzumwunden,

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Des Halbmonds Macht bei Mohacz schlug;

Als er, in hehrer Siegesfreude,
Des heißes Tages reiche Beute
Heim zu Sybillens Füßen trug, –

Nicht ahnt’ er, daß nach hundert Jahren

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Sein Volk das Heiligthum der Laren

Kaum achten würde mehr, das Schloß,
Wo kampfessatt Europa’s Helden
Eugen und Villars sich gesellten,
Wo sich der Janustempel schloß!

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Auf eines sanften Hügels Rücken

Stellt sich den überraschten Blicken
Das stolze Bauwerk prächtig dar;
Die Schaar der Götter und Göttinnen
Von dem Olympos krönt die Zinnen,

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Und hoch thront Zeus mit seinem Aar.


Es ziehen, hallenreich, die Flügel
In edlem Gleichmaß hin am Hügel,
Umarmend rings des Hofes Zier;

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_318.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)