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herab. Er wurde aber nachher gefährlich krank, doch nach seiner Genesung sprach er nicht mehr gegen die Geister.[1]

(Siehe Mone’s „Anzeiger etc.“ 1834.)


Die Teufelsmühle.

Einst hatte sich ein Müller, der sehr eigensinnig und heftiger Gemüthsart war, an der Murg eine Mühle gebaut; allein die Stelle war schlecht gewählt, das Wasser trat daselbst oft aus, und der Gang der Mühle wurde gehemmt. Dies verdroß den Müller gewaltig und als einst das Wasser von allen Seiten in seine Mühle eingedrungen war, rief er in vollem Grimm: „So wollt’ ich, daß mir der Teufel eine Mühle auf dem Steinberg erbaute, die nie weder zu viel noch zu wenig Wasser hätte!” Kaum war dies Wort aus seinem Munde, als auch schon der Teufel vor ihm stand und sich bereit erklärte, seinen Wunsch zu erfüllen, doch nur unter der Bedingung, daß er ihm seine Seele auf ewig verschreibe. Lange kämpfte der Müller mit sich selbst, bis er endlich einwilligte; doch mußte ihm der Teufel noch überdies vierzig sorgenlose Lebensjahre und den Bau einer fehlerfreien Mühle auf dem Steinberg zusichern, die aber in der ersten Nacht, noch vor dem Hahnenschrei, fertig seyn müsse. Der Teufel hielt Wort und holte nach Mitternacht den Müller ab, die neue Mühle in Augenschein zu nehmen. Der Müller fand Alles in Ordnung; das Gebäude war fest und zweckmäßig eingerichtet und ein starker Waldbach trieb ein oberschlächtiges Rad für sechs Gänge. Zuletzt bemerkte der Müller doch, daß noch ein unentbehrlicher Stein in dem Bau fehle. Er machte den Teufel darauf aufmerksam, der auch alsbald forteilte, den Stein herbei zu holen. Schon schwebte Satanas mit demselben in den Lüften, gerade über der Mühle, da fing der Hahn im nahen Dorfe Loffenau zu krähen an. Ergrimmt darüber, schleuderte der Böse den Quaderstein auf die Mühle herab, stürzte ihm nach und riß brüllend dieselbe auseinander, so daß nichts übrig blieb, als ein Haufe Trümmer,


  1. Die Geschichte hat sich wirklich zugetragen, die Erklärung gehört der Sage.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_283.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)