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den Malefikanten Pestalotzi; der Hofkaplan aber, als er des Briefes Inhalt erfahren, mißbilligte Alles und mochte nicht einwilligen. Ja, es ist gewiß, daß die erschreckliche und verfluchte Sünde der Negromantie und Zauberei bei dem Markgrafen Fortunato und seinen Complicibus im Schwange ging und für keine Sünde gehalten wurde; wie auch der Probst Born von Madrigal zu Baden ausgesagt und bekräftigt hat. Es hatte auch Fortunatus einen Eid von Pestalotzi genommen und sich mit ihm zu dem greulichen Bubenstück verbunden, und mit dem Verlust ihrer Seelen, ihres Heils und ihrer Seligkeit dem leidigen Satan sich selbst zum ewig verfluchten Pfande gesetzt.“

Es folgen nun die Beilagen und Beweise, die Verrechnungen und Aussagen, nach welchen Pestalotzi und Muscatello nach rechtlichem Ausspruch geviertheilt werden sollten. Der Markgraf Ernst Friedrich begnadigte sie aber dahin, daß sie enthauptet wurden. Jedoch wurden ihre Leichname geviertheilt und an den Straßenecken aufgehangen.

Pestalotzi hatte gar sonderbare Examina auszuhalten, in denen er u. A. aussagte: „Er sey verheirathet und sein Weib heiße Lagora. Die mit ihm umherziehende Dirne, Madama genannt, sey mehr des Markgrafen Fortunati Concubine als seine eigene. Er müsse aber auf Befehl dieselbe mit sich führen auf seinen Namen. Er wisse nicht, ob er oder der Markgraf des Kindes Vater sey. Die magischen Bücher habe sein Herr aus Löwen erhalten. Die Falschmünzerei sey gut gegangen. Das Vergiften sey verunglückt. Das Bildniß sey gefertigt worden von Leim und Jungfernwachs, dann angezündet und der 108. Psalm darüber gesprochen worden. Es habe diese Incantation aber nichts gefruchtet.“ Uebrigens agnoscirte Pestalotzi das ihm vorgezeigte Giftpulver, die Bildform und die Münzformen.

Muscatello bekannte gleichfalls, was er gethan. Er hatte (als geübter Italiener in diesen Münz- und Giftkünsten) das Metall zur falschen Münze verfertigt, das Gift gemischt etc. und gravirt einen gewissen Capitain Paul gar sehr. Dieser wollte das Vergiften übernehmen, wie er sagte. Ein gewisser Bernardo Compostini gab die Bereitung des Giftes an, welche man jedoch vorsichtigerweise nicht mitgetheilt hat.“

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_278.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)