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Die Besten seiner Mannen
Erschlug ein blut’ger Strauß,
Die Schlechten flohn von dannen,

20
Da schlich die Noth ins Haus. –


Stolz blickt von Bergeszinnen
Die Yburg in das Thal,
Beim ersten Nachtbeginnen,
Beglänzt vom Mondenstrahl.

25
Ein Pilgrim kommt gegangen,

Trägt rabenschwarzes Haar,
Und über finstern Wangen
Ein blitzend Augenpaar.

Er pocht wohl an die Pforte –

30
„Was suchst du, Fremdling, hier?

Du triffst an diesem Orte
Nicht Labsal noch Quartier.

„Denn leer ist Küch’ und Keller,
Die Kammer spinnenvoll,

35
Im Schrein kein rother Heller

Zu frommem Pilgerzoll.“ –

„Macht auf dem Reisemüden!
Bin hergewallt zur Buß’
Aus ferner Stadt im Süden,

40
Vom Pilgern hinkt mein Fuß.


„Macht auf, macht auf die Thüre!
So’s Euch an Trost gebricht,
In meinem Ranzen führe
Ich manch ein fein Gericht.

45
„Ein Krüglein edlen Weines…“ –

„Herein, du fremder Gast!
Laß sehen, was du Feines
In deinem Ränzlein hast!“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_246.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)