„Herr Kaiser, beschleicht Ihr ein andermal Schlösser,
Thut’s Noth, Ihr verstehet aufs Tanzen Euch besser!
Eu’r Töchterlein
Tanzet so fein,
Im Schlosse des Grafen, da hebt sich ein Klingen,
Mit Fackeln und Kerzen, ein Tanzen und Springen.
Graf Eberstein
Führet den Reih’n
Und als er sie schwingt nun im bräutlichen Reigen,
Da flüstert er leise, nicht kann er’s verschweigen;
„Schön Jungfräulein,
Hüte dich fein!
Anderhalb Stunden von Baden liegt das Dorf Haueneberstein, in dessen Nähe noch die wenigen Ueberreste eines zerfallenen Nonnenklosters sichtbar sind. Von der Entstehung dieses Gotteshauses geht folgende Sage um.
Ein junger Ritter, der auf einer benachbarten Burg, deren Namen mit ihren Mauern verschwunden ist, seinen Sitz hatte, kehrte eines Abends von einem Bankette nach Hause. Der Wein hatte seine Lebensgeister mehr als gewöhnlich aufgeregt und in seinem leichten Jugendsinne den Wunsch hervorgerufen, irgend ein lustiges Abenteuer zu bestehen. Sein Weg führte ihn an einem steinernen Kreuze vorbei, das zum Gedächtniß und für’s Seelenheil eines an diesem Ort erschlagenen Wanderers aufgerichtet worden war. An seinem Fuße saß eine weibliche Gestalt, die, so weit der Ritter in der Dunkelheit unterscheiden konnte, jung und von angenehmen Formen schien. Er redete sie munter an: „Wer bist du, schönes Kind, und was bindet dich noch so spät an diese traurige Stätte?“
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_235.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)