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dem Meister Niklas aber schenkte er die Freiheit und behielt ihn in seinen Diensten, obgleich er sich niemals überzeugen mochte, daß derselbe nicht als Frohn im Dienste der heiligen Vehme gestanden. Wahrscheinlich hatte man den Markgrafen nur abschrecken wollen, noch ferner gegen jene Gerichte mit Ernst einzuschreiten.

Noch jetzt ist dieses Kreuz eine Zierde des Badener Friedhofes und erregt durch seine kunstvolle Arbeit die Bewunderung des Kenners. Es trägt die Inschrift: Nikolaus von Leyden, mit der Jahrzahl 1462; auch ein Wappen ist dabei angebracht.

(Siehe „Sagen aus Baden und der Umgegend.“ Karlsruhe, 1834.)


Das Kreuz auf dem Friedhofe.
(Andere Version.)

Auflodert des Gewissens Qual –
Die Jungfrau sank getödtet!
Es hat die Eifersucht den Stahl
In ihrem Blut geröthet!

5
Da schleift der Henker schon das Schwert,

Der Künstler ringt die Hände:
„Des Lebens bin ich nimmer werth,
Wenn ich nur Frieden fände!“

Sein Blut ist starr, die Stimme bricht,

10
Nicht Thränen können rinnen; –

Sieh – plötzlich zuckt ein seltnes Licht
Durch gräßlich düstres Sinnen;
Wie milder Thau ihm auf’s Herz
Der Ruhe süße Labe,

15
Getröstet blickt er himmelwerts,

Lächelnd nach seinem Grabe.

Und als des andern Morgens kam
Der Kerkermeister frühe,
Des Mannes Hand der Jüngling nahm:

20
„Gott lohnt Euch einst die Mühe!
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_196.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)