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Doch endlich, als mälig der Sturm sich gelegt,
Am Fuße des Berges ward Ruhe gepflegt.

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Dort lagen sie müde, des Odems beraubt,

Und neigten zum Schlummer ihr schwindelndes Haupt.

Und wie sie so liegen und schlafen im Moos,
Erweckt sie ein neuer, gewaltiger Stoß.

Der zweite der Steine, ein spitziger Kies,

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Entschlüpfte des Sackes gesprengtem Verlies,


Und kollerte lustig den Felsen hinab;
Kaum glaubt ihr der Sage, was nun sich begab:

Wo tönend am Felsen der Kiesel geprallt,
Entfesseln sich Quellen mit Sprudelgewalt.

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Nun ringt sich zu Tag, was Jahrtausende schlief

Im Busen des Felsens gewaltig und tief.

Es murmelt und rieselt, es plätschert und sprüht
Das Wasser, von magischen Kräften durchglüht.

Ein reicheres Leben mit mächtigem Strahl

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Durchlodert des Oosbachs glückseliges Thal.


O Wunder! des Bächleins bescheidnes Gestad
Hat Baden geboren, das herrliche Bad.

Und als die Gesellen dies Wunder ersahn,
Erkannten sie erst, welch Geschenk sie empfahn.

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Den dritten der Steine besassen sie noch,

Sie wahrten ihn sorglich und hielten ihn hoch.

Bald kehrten sie wieder zum heimischen Herd,
Dort hat sich der Zauber des Kiesels bewährt.

Durch heilende Quellen gesegnet hinfort

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Ward reich und gepriesen ihr Heimathort.
Eduard Brauer.
(Siehe dessen „Sagen und Geschichten der Stadt Baden etc.“ Karlsruhe, 1845. Braun’s Verlag. 8. 5–9.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_179.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)