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„Herbei, ihr Gesellen, nicht lange bedacht!“
„Juchheisa!“ es trieb sie zum Tanze mit Macht.

„Juchheisa!“ doch mitten im taumelnden Reih’n

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Brach jählings der Boden ins Feuchte hinein.


Aufbrauste die Wiese, ein schauriger See –
„Ade, ihr Betrognen, auf ewig Ade!“


2.

Tief unter den Wogen da sitzt auf dem Thron
Der König des See’s mit kristallener Kron’.

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Mit grünlichen Locken, im Silbergewand,

Die Lilie schwingt er als Stab in der Hand,

Und um ihn da tanzen wie Schwäne so weiß
Die perlenumgürteten Nymphen im Kreis.

Rings blinken die Wände wie schwärzlicher Stahl,

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Demantene Säulen erhellen den Saal.


Korall’ und Karfunkel bezaubert den Blick;
Die Ohren, der singenden Quellen Musik.

„Wer wagt es, zu nahen dem Wasserpalast,
Den nimmer betreten ein irdischer Gast?“

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„Rothwangige Knaben, erbleichet im Tod!

So will es des Wassers uraltes Gebot.“ –

„O König der Fluthen, entlaß uns der Schuld!
Uns täuschten drei Mägdlein mit tückischer Huld.“

Da schwenkte der König den Lilienstab,

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Nicht blieb ihm verborgen, was jüngst sich begab.


„Wohlan, ihr Verführten, so geb’ ich euch frei,
Doch treffe mein Zorn die verführenden Drei.“

Er schwenkte die Lilie. – „O König, halt ein!
Wir flehen, du möchtest auch ihnen verzeihn.“

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)