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Tranken Jubel sich und Stärke,
Wenn ich mit dem Becher kam,
Lebten nur der Lust, dem Werke,
Ließen keine Zeit dem Gram.

25
„Aber einsam steh’ ich oben

Mit dem alten Grafentrank;
Niemand kommt mehr, ihn zu loben. –
Seyd zu stolz ihr für den Dank,
Für die Freude schon zu weise,

30
Für den Frühling schon zu alt,

Für ein herzlich Lied zu leise,
Für die Liebe schon zu kalt?

„Fahret hin, ihr Freudenlosen,
Bittet ab euch jede Lust,

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Uebersehet meine Rosen,

Meiner Sänger kleine Brust.
Daß sie nicht vergebens leben,
Nicht umsonst ihr Lied erwacht,
Muß ein Geist vom Himmel schweben,
Huldigen der frommen Pracht.

Georg Rapp.

*) Vergleiche mit dieser Romanze „Das Burgfräulein von Windeck“ von Al. Schreiber, Seite 151 ff.


9) Die todte Braut.

Die Burg zu Lauf, eigentlich Neuwindeck genannt, soll schon vor ihrer Zerstörung lange Zeit unbewohnt gewesen seyn, und zwar wegen des Geisterspucks, der sich nicht nur in der Nacht, sondern oft sogar bei hellem Tage darin hören ließ. Zu jener Zeit suchte ein junger Ritter, der in der Gegend fremd war, Herberg auf der Burg. Nur mit großer Mühe war es ihm bei der nächtlichen Dunkelheit gelungen, den Eingang zu finden. Im Schloßhofe wucherte hohes Gras, Alles war in tiefes Schweigen begraben, Hallen und Gänge schienen ausgestorben und des Ritters Rufen verhallte schauerlich zwischen den alten,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_155.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)