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Es gibt zwei See’n dieses Namens, die wegen ihrer nachbarlichen Aehnlichkeit öfters verwechselt werden. Derjenige, welcher unsern Sagenkreis bildet, ist der obenerwähnte, größere; der kleine Mummelsee, richtiger Herrenwieser- oder Nonnensee, befindet sich in der Gegend der Herrenwiese, im Bezirksamt Bühl. Seekopf heißen die Berge, in deren Tobel beide eingeschlossen sind. Aus dem größeren Mummelsee fließt die wilde Acher, die eine Strecke weit den Namen Seebach trägt, hierauf das eigentliche Acherthal bildet und sich in den Rhein mündet; der Abfluß des kleineren Mummelsee’s heißt ebenfalls Seebach, ergießt sich aber in den Schwarzenbach.

Mit dem Mummelsee wird auch wohl der wilde See (Wildsee) verwechselt, welcher in der Nähe von Allerheiligen liegt und durch die Schönmünzach in die Murg abfließt. Da es ferner noch einen zweiten Wildsee südwestlich vom Kniebis bei Rippoltsau und dem Schappacherthale gibt, so ist erklärlich, daß hier häufige Verwechslungen vorfallen.

Der Name Mummelsee mag eher von dem altteutschen Worte „Mummel“ (Hexe, Popanz) oder dem damit verwandten „Mummeln“, (Mumm machen, brummen hinter einer Vermummung, englisch to mumble) als von „Murmeln“ herzuleiten seyn.

(Vergl. Klüber’s „Beschreibung von Baden und seiner Umgegend.“ II, Theil S. 140 und 190. – Kolb’s „Lexikon von Baden.“ II. Bd. S. 294. III. Bd. S. 226 und 380. – Al. Schreiber’s „Baden mit seinen Heilquellen etc.“ S. 223 und 28 u. A. m.)


Fr. von Fahnenberg in seinem Werkchen „Die Heilquellen am Kniebis“ etc. sagt S. 167 über diesen Namensursprung:

Mummel, Mummert, Mummart ist im gemeinen Leben der Name eines erdichteten Ungeheuers, womit man Kinder schreckt und welches durch eine vermummte Person dargestellt wird, während sie dabei den brummenden Laut Mum, Mum von sich hören läßt. – Al. Schreiber leitet jedoch den Namen des See’s von „mummeln,“ „murmeln“ her; Mümmelchen sey gleichbedeutend mit Wassernixe; es liege hier der Begriff des Geheimnißvollen zu Grunde. Die Bedeutung von Larven, als gleichbedeutend mit gespenstigen Wesen, komme nur bei den Römern vor.

„Der große Mummelsee hat eine halbe Stunde im Umfang. Nur in der Mitte, wo die Acher entquillt, ist er von bisher noch unergründlicher Tiefe. Sein schwärzliches Wasser, durch die nahen Torfgründe so aussehend, nährt bloß den Salamander, nicht aber Fische. Nach Angabe der Landleute verursachen die Ausdünstungen des See’s häufig Nebel und Ungewitter. So soll den 21. Juni 1756 aus einem bloßen Wölkchen, das in der Größe eines runden Hutes aus demselben emporstieg, sich aber allmälig immer weiter ausdehnte, eines der entsetzlichsten Blitz- und

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_131.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)