Fremd bin ich hier zu Lande;
Wohl ahnst du nicht, daß hier
Ein König steht vor dir!
Ein Fürst von einem schönen See,
Fern dieser Berge Kreise,
Ein Gatte, den unsäglich Weh
Zwei Monde sinds gerade,
Lustwandelnd ging allein
An unsrem Seegestade
Mein Weib im Abendschein;
Von fremdem Seegezwerge,
Und fort mit ihr im Sturmeslauf
Gings über Thal und Berge.
Zu spät erhielt ich Kunde,
Rings in die weite Runde
Sandt’ ich Vasallen aus;
Umsonst! ich forschte her und hin
An allen Nachbarseeen; –
War keine Spur zu sehen.
Da bin ich ausgezogen
Mit diesem Pilgerstab;
Wo nur ein See mag wogen,
Jetzt bleibt mir nur die Mummelfluth
Noch zu durchforschen heute,
Mir ahnt’s, dort ruht mein höchstes Gut,
Des Räuberkönigs Beute.
Zu seinem Ufer hin,
Und nimm als Angebinde
Dies goldne Fingerlin!
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)