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weit und breit umher leer sey von den Truppen sowohl der Städte, als der Fürsten, wagten sich doch die Bauern nicht mehr in die Nähe dieses Schlosses, da der Glaube, dasselbe sey verzaubert, feste Wurzel in ihnen geschlagen hatte. Sonach blieb die Burg, Dank ihrem guten Geiste, von allen Schrecknissen des Bauernkrieges verschont und die Familie fand, als der Frieden ihr die Rückkehr nach Rodeck gestattete, Alles in der Burg noch in derselben Ordnung, wie sie es verlassen hatte.

Aloys Schreiber.


Der Retter von Rodeck.
(Metrische Version der vorstehenden Sage.)

Nun soll es erklingen das lustige Spiel
Vom Zwerg in dem Schlosse zu Rodeck!
Einst nahmens die Bauern im Kriege zum Ziel,
Da faßte den Grafen ein Todschreck.

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Die Freunde, die Besten, sie waren entflohn;

Die Knechte, verschmähn’d den verheißenen Lohn,
Gehn über zum Bund der Verschwornen.
Schon zählt er sich zu den Verlornen.

Der Treuste von Allen, ein drolliger Wicht,

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– Kaum maß er drei Fuß bis zum Schopfe –

Mit röthlichem Barte, mit Runzelgesicht,
Und mächtigem Höcker und Kopfe:
Der trat nun in rasselndem Harnisch und Helm,
Mit sporenumklirrten Kanonen, der Schelm,

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Gar fein salutirend zum Ritter:

„Was grämt Ihr und härmt Euch so bitter?

Vertraut mir, Gebieter! Ich hab’ es Euch Dank,
Daß einst Ihr mich wiegtet im Holzschuh,
Wo, gütlich bewirthet mit Speise und Trank,

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Ich pflegte vergnüglich und stolz Ruh.

Längst bin entwachsen der Schaukel, ein Held!
Ja, glaubt nur, ich tummle mich tapfer im Feld:
Ameis’ im Galoppe zu reiten,
Menestratus lehrt’ michs vor Zeiten.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)