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Du Held, vor dessen Schlagen

Manch stolzer Scheitel barst!

Da ließest du die Mette,
Das Kreuz, des Teufels seyn,
Griffst in manch Ehebette,

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In manchen Pferch hinein,

Warst tapfer auf der Meute,
Frugst nichts nach Recht und Pflicht; –
Zum Ritter sprech’ ich heute,
Des Mönchleins acht’ ich nicht.

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Du willst mein Wappen kennen?

Frag’, Alter, ohne Noth!
Man wird mit Schall dir nennen
Den Herrn von Hohinrot,
Den mehr, als Kreuz und Klause,

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Jagdlust und Minne reizt,

Doch dem sein Weib zu Hause
Die Hölle gut geheizt.

Die Hölle, ja die Hölle,
Die Eh’ ist mir verhaßt!

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Das, Mönchlein, ist die Quelle,

Die nichts als Jammer faßt.
Ein Weib ist unerträglich
Das kalt für Minnescherz,
Nur von Gebeten kläglich

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Hat immer voll das Herz.


Drum höre meine Bitte:
Wenn heut am Abend spat
Mein eisig Weib Brigitte
Sich deiner Zelle naht:

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Sey taub für ihre Klagen,

Wirf ab den Schafpelz gleich,
Und öffn’ ihr ohne Zagen
Das Thor zum Himmelreich.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)