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nun verwendet werden sollte, (als Correctionshaus, Spinnerei, Kaserne etc. etc.) ward es vom Blitze getroffen und brannte gänzlich nieder. Nur die Kirche blieb stehen. (Vergl. Kolbs Lexikon und das Universallexikon von Baden.)


Allerheiligen.
Die Felsenkirche.

Nach der ehemaligen Abtei Allerheiligen führt, von Oppenau her, der Weg durch ein wildes Thal aufwerts. Nicht weit davon liegt, auf einer einsamen Waldstelle, ein riesiger Felsen, der beinahe die Form einer halbzerfallenen Kirche hat. Wirklich soll er auch in uralten Zeiten eine Kirche, und zwar eine der ersten christlichen Kirchen des Landes gewesen seyn, die ein edler Alemanne gestiftet habe. Von diesem gebt folgende Sage:

Er hinterließ sieben Töchter, die eben so schön als fromm waren und auf der väterlichen Burg miteinander in tiefer Stille und Eingezogenheit lebten. Es war um die Zeit, als der Hunnenkönig Attila, die Geißel Gottes genannt, mit seinen unzählbaren wilden Horden an den Rhein kam, um auch Gallien zu überschwemmen. Er ließ eine ungeheure Menge Flöße bauen, um darauf überzusetzen. Von den Haufen, die ausgeschickt wurden, um das nöthige Holz dazu im Schwarzwalde zu fällen und herbeizuschaffen, kam einer durch Zufall auf die Burg, wo die Schwestern hausten. Diese rohen Kriegsmannen ehrten eben so wenig die Tugend als die Wehrlosigkeit, und wollten ihren frechen Begierden freien Zügel lassen. Die Jungfrauen sahen hier nur die Wahl zwischen Tod und Schande; aber sie waren augenblicklich entschlossen, ersteren vorzuziehen. Da rieth ihnen ein alter getreuer Diener, sich gegen Abend durch einen unterirdischen Gang in die Kirche zu flüchten, welche ihr Vater erbaut hatte. Er hoffte, bis dahin die wüsten Gesellen beim Trunke hinhalten zu können und meinte, sie würden nicht so leicht darauf verfallen, auch in die Kirche zu dringen, die hinter einem Wäldchen ziemlich versteckt lag. Die sieben Schwestern befolgten diesen

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)