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des Grafen über Bayern, einen Sohn gebar, gab er ihm, nach einer Straße in Rom, den Namen Geroldseck. („De platea in Roma Geroltzeck, ibi dicta stirps est progressa;“ dies soll die Umschrift eines alten Steines in der Empfinger Kirche gewesen seyn.) Dieser Gerold war folglich der Bruder der Hildegarde, der Gemahlin Karls des Großen. Ihm übertrug deßwegen dieser Kaiser die herzogliche Würde in Bayern, das Markgrafenthum in Oesterreich und die Grafschaft in der Reichenau. Dem Heerbann leistete Gerold jederzeit treulich Folge; in den Sachsenkriegen erschlug er mit eigener Hand den weitgefürchteten Wittekind und gegen die Allesverheerenden Hunnen schützte ein herrlicher Sieg seine Markgrafschaft. Allein er verfolgte den Feind mit allzugroßem Eifer; die Heiden wandten sich plötzlich gegen ihn, denn er war nur noch von weniger Mannschaft begleitet, und erschlugen den Tapferen. Seine Leiche wurde nach der Reichenau geführt und im Chor des Münsters auf der rechten Seite des Hochaltares begraben. Der Märtyrertag Gerolds ist der zweite October des Jahres 799.[1]

(S. Max von Rings „Malerische Ansichten der Ritterburgen Teutschlands.“ Sektion Baden. 1tes Heft der 2ten Abtheilung.)

  1. An diesen Gerold, als Erbauer von Geroldseck, soll die Inschrift eines Steines erinnern, der zu Ende des vorigen Jahrhunderts aus den Trümmern der Burg hervorgezogen worden ist:

    „Hohen Geroldseck mich bawen ließ
    Herr Gerold mit Namen hieß
    Dem großen Karlo werdt
    In viel Ritterlichen Thaten bewerdt
    Ward Markgroff in Oestereich
    In Schwoben Herzog zugleich etc. etc.

    Das Haus Geroldseck besaß eine Menge Herrschaften und Lehen: die Burgen Schenkenzell, Romberg, die Städte Mablberg und Lahr, im Elzthale die Schwarzenburg; in den benachbarten Thälern des Kinzigthals die einst blühende Münzstätte Prinzbach, Selbach mit ergiebigen Silberwerken, und auf der Höhe dem Schimberg gegenüber die Burg Lützelhardt. (S. für letztere die folgende Sage.) Prinzbach ist jetzt nur noch ein Weiler; der Verfall des einst reichen Städtchens wird in das elfte Jahrhundert hinaufverlegt und den Freiburgern zugeschrieben, welche am Charfreitage (1001) heimlich die Mauern erstiegen und die Wohnungen ausplünderten. Münzen und Mauertrümmer, die man am Orte findet, weisen indessen auf eine römische Pflanzstadt hin, die dort gelegen haben mag.

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band . Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_007.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)