Grabhügel; aber die Todten schliefen fest genug; dann trat er den langen Weg nach seinem Hause an. Als er von der Norderstraße über den Stiftskirchhof ging, zeigte ein Blitz ihm für einen Augenblick die beiden Zackengiebel und die Seitenmauer des langen Stiftsgebäudes und darin das Fenster, hinter welchem er so manches Mal bei seiner Schwester Salome gesessen hatte; es war dort Niemand mehr, der zu ihm gehörte, und er begann einen kleinen Trab zu laufen; ihn ergriff eine plötzliche Sehnsucht nach seiner öden Wohnung; auch mußte er in der Werkstatt den offenen Fensterflügel schließen, damit der schon in großen Tropfen fallende Regen nicht seitwärts in das Vogelbauer und auf seinen Dompfaff schlage.
Mamsell Riekchen lag schon hinter den geblümten Gardinen ihres Jungfernbettes, als der Meister in sein Haus trat, und sie ihn eilig in die Werkstatt gehen hörte. „Den lieben Engeln Dank,“ sagte sie und streckte ihr Figürchen behaglich unter dem Deckbett, „daß wir den alten Mann zu Hause haben!“ Denn von draußen schlug der Gewitterregen wie in Strömen gegen
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 080. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/080&oldid=- (Version vom 31.7.2018)