denn er wußte, daß Mamsell Therebinte heut’ in der Stadt ihre Kammerjungferngeschäfte trieb; dann schloß er auch die Hausthür ab und ging durch den ungewöhnlich dunkeln Abend die Straße hinunter zu seinen Todten.
Er blieb lange auf dem Kirchhof; denn er feierte heute den Geburtstag seiner Line. Wer außer ihm noch dort gewesen war, den hatte das nahende Gewitter nach Haus getrieben, das im Westen über dem Meer heraufstieg. Er saß allein in der Finsterniß auf der kleinen Bank und dachte wohl, wie er vor Jahren mit ihr, die jetzt unter ihm verwes’te, Hand in Hand unter dem Birnbaum in dem damals so wohl gepflegten Garten gesessen hatte. Die Donner, die schon lange gemurrt hatten, wurden lauter; mitunter hob ein jäher Blitzschein die Todtenkreuze und Urnen um ihn her auf einen Augenblick aus dem Dunkel in ein gelbblaues Licht, und ein Rauschen fuhr durch die Eschen des Kirchhofs. Als jetzt ein dröhnender Schlag vor ihm wie in den Grund hinabprasselte, erhob er sich unwillkürlich. Noch ein Weilchen stand er und neigte das Ohr nach dem
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 079. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/079&oldid=- (Version vom 31.7.2018)