und er mußte sich auch noch fortwährend die winzigen „Gnaupen“ vom Gesicht wischen, die derzeit zu wahren Plagegeistern wurden. Aber allmälig verschwanden die Thierchen, die Dämmerung kam, und ein gelber Abendschein fiel schräg von Westen her auf die weiß getünchten Wände der Werkstatt. Der Meister ließ die Arbeit aus den Händen gleiten; er saß auf der Schnitzbank und sah nach seinem Vogel, der am oberen Fenster hing und sich duknackig zusammengeplustert hatte. „Papchen! Mein Papchen!“ rief der Alte zärtlich; aber der Vogel rührte sich nicht: da stand er auf, rückte hastig einen Stuhl an das Fenster und stieg hinauf.
Unter der Holzdecke, in deren Nähe das Bauer hing, war eine Todesgluth. Der Alte stieß mit zitternder Hand das obere Fenster auf und hakte es fest; dann sah er wieder angstvoll auf seinen Vogel. „Nicht krank werden, Papchen!“ flüsterte er ihm zu. „Fritz ist todt und Daniel ein alter Mann!“ Er faßte an das Trinkglas des Vogels; es war heiß wie ein Suppentopf. Rasch trat er von dem Stuhl herunter, trabte mit dem Glase
Theodor Storm: Bötjer Basch. Berlin: Gebrüder Paetel, 1887, Seite 077. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:B%C3%B6tjer_Basch.djvu/077&oldid=- (Version vom 31.7.2018)